Francesco Bartolomeo Conti ist zu Beginn des 18. Jahrhunderts ein gefeierter Star: Als Theorbenspieler und Komponist wird er bereits mit 17 Jahren in den Dienst von Kardinal Francesco Maria de’ Medici gestellt, was ihm ab 1701 eine Stelle am Habsburger Hof in Wien einbringt. Als kaiserlicher Hofcompositeur begeistert der gebürtige Florentiner vor allem mit seinen Bühnenwerken ein großes, exklusives Publikum und verbindet erfolgreich den neuen, virtuosen neapolitanischen Opernstil mit der höfischen Wiener Operntradition. Kollegen wie Johann Joachim Quantz loben ihn als einen erfindungsreichen und feurigen, obgleich manchmal etwas bizarren Komponisten. Sein Oratorium La Colpa Originale (Die Erbsünde) entsteht für Kaiser Leopold I. und wird 1718 in Wien uraufgeführt – gerät dann allerdings nach mehreren Aufführungen – zuletzt 1739 – in Vergessenheit und wird nun nach über 280 Jahren aus seinem Bibliotheksschlaf geweckt und wieder für heutige Ohren hörbar gemacht. Das Libretto von Pietro Pariati fußt auf der biblischen Geschichte des Sündenfalls. Neben den Hauptrollen Adamo und Eva bestimmen Cherubino, Lucifero und Dio die dramatische Handlung, die mit dem Rauswurf aus dem Paradies endet. Dabei steht das Oratorium mit seiner musiktheatralischen Leidenschaft den weltlichen Bühnenwerken Contis in nichts nach. Idealer Stoff also für Artist in Residence Dorothee Oberlinger und ihr Ensemble 1700, um den Erfahrungsschatz der Barockoper auf ein geistliches Werk zu übertragen.
Dio: David Tricou
Adamo: Timothy Morgan
Eva: Jiayu Jin
Cherubino: Alice Lackner
Lucifero: Luigi di Donato
Dorothee Oberlinger, Blockflöte & Leitung
Nils Niemann, szen. Gestaltung
Ensemble 1700