Dorothee Oberlinger und ihr Ensemble 1700 präsentieren mit Nuria Rial ein furioses Programm zwischen Ausgelassenheit, Verrücktheit und Liebeswahn. «Lärmende Lustbarkeit» oder «Übermütige Ausgelassenheit», so lässt sich das Wort «Follia» übersetzen. Virtuosität am Rande des Wahnsinns ist auch das Markenzeichen der vielen Follia-Kompositionen, die die barocke Musikwelt im Sturm eroberten. Dabei beruhen sie eigentlich auf dem Bassmodell einer getragenen Sarabande. Aber darüber entspinnen sich immer neue Variationen: kunstvoll, wild, ekstatisch. Komponisten wie Vivaldi, Corelli, Falconieri und Carl Philipp Emanuel Bach haben Variationen beigesteuert. Im freundschaftlichen Duell der schnellen Töne tritt Violinist Yves Ytier nicht nur als Geiger an, sondern auch als ebenso beeindruckender Tänzer.
Im Jahr 1723, als nach dem Tod von Johann Kuhnau ein neuer Thomaskantor gesucht wurde, ging ein illustres Bewerberfeld an den Start. Dass Johann Sebastian Bach sich erst gegen die Konkurrenz durchsetzen musste, ist heute kaum vorstellbar. Und doch: Quellen belegen, dass die sächsischen Stadträte gerne Georg Philipp Telemann oder Johann Christoph Graupner den Vorzug gegeben hätten, die aber beide im letzten Augenblick von ihren jeweiligen Fürsten durch deutliche Gehaltserhöhungen zurückgehalten wurden. Das von der Blockflötistin Dorothee Oberlinger gestaltete Programm lässt diesen berühmten Wettbewerb musikalisch noch einmal Revue passieren, bei dem auch das Werk von Johann Friedrich Fasch eine Rolle spielt, der kurz vor dem Ziel vom großen Johann Sebastian geschlagen wurde.