Eine Serenata vom Dresdener Hof

Alberto Ristori: I Lamenti d'Orfeo


Die Festa di camera „I lamenti d'Orfeo“ von Giovanni Alberto Ristori (1692–1763), Schlüsselfigur des Dresdner Musiklebens in der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts, entstand 1749 als Kurzoper in Kammerbesetzung für die privaten Gemächer des Dresdener Hofes, um einem Aufführungsverbot im Opernhaus am Karfreitag zu entgehen. Ganz selbstverständlich wurde in die „Lamenti“ vom Hofpoeten und Librettisten Giovanni Claudio Pasquini eine lebende Person in den Orpheus-Mythos einbezogen: Maria Antonia Walpurgis (1724– 1780), Kurprinzessin und Schwiegertochter des sächsischen KurfürstenFriedrich August II. und seit 1747 als Dichterin in die römische „Accademia dell’Arcadia“ aufgenommen, wo sie den arkadischen Namen „Ermelinda Talea, Pastorella Arcada“erhielt, mit dessen Anfangsbuchstaben „E.T.P.A“ sie ihre Werke signierte.

Es war eine ehrenvolle Aufgabe für Ristori ,1749 zu „I Lamenti d’Orfeo“ die Musik zu schreiben. Pasquini, selbst Mitglied der römischen Accademia dell’Arcadia, hatte 1747 die Aufnahme Maria Antonias in die Akademie bewirkt. Auf geschickte Weise hat er den arkadischen Topos des Goldenen Zeitalters mit einer Huldigung an die Kurprinzessin verbunden. Damit entsprach er wohl dem Wunsch der sächsischen Künstler nach einer ersprießlichen Herrschaft der künftigen Kurfürstin, deren künstlerisches Wirken als selbstverständlicher Teil ihres Herrschaftsanspruchs angesehen wurde.

Dorothee Oberlinger präsentierte die Festa di camer bei „Globe Baroque – Sommeroper im Globe Neuss“ mit ihrem Ensemble 1700. In den Hauptrollen: Valer Sabadus als Orfeo und die Sopranistin Francesca Lombardi Mazzulli als seine Mutter Calliope. Es sei verraten, dass es in diesem Fall beim Klagen bleibt und die Rettung der geliebten Euridice ausbleibt, was den Genuss derfarbenreich besetzten Barockmusik mit Pauken und Trompeten jedoch nicht schmälert.

Die Produktion wurde im Rahmen der Ensembleförderung durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.

Oper im Kompaktformat: Die Serenaten mit dem Ensemble sind ein Fest für alle Sinne. Bononcinis "Polifemo", eine Produktion der Musikfestspiele Potsdam Sanssouci, hat abgeräumt: OPUS Klassik 2021, einen Diapason d‘or découverte, Crescendo découverte; die CD war ICMA2020-Finalistin und BBC record of the week. 2022 war Alessandro Scarlattis "Il giardino d'amore" die Premierenproduktion von GLOBE BAROQUE. Hier geht es in diesem Jahr weiter - in Kürze mehr!