Die "Musique Champêtre" war im späten 17. und 18. Jahrhundert in Frankreich
ein beliebtes Genre. Die französische Aristokratie sehnte sich nach einer
abgeschiedenen Idylle und Natürlichkeit jenseits des starren höfischen
Zeremoniells. Man imitierte das vermeintlich einfache und sorglose Landleben.
Einige Kompositionen auf der CD „French Baroque“ tragen typische Titel wie
“Les Saisons Amusantes” oder “La Noce Champêtre". Die Titel machen
unmissverständlich auf ihren Unterhaltungszweck bei den pastoralen “fêtes
galantes” deutlich.
Man kann sich das so vorstellen: Man begab sich an zurückgezogenen Orte oder traf sich in
geheimnisvoll angelegten Parks zu nächtlichen Spielen. Oft war man
kostümiert wie Figuren der italienischen commedia dell´arte. Die Anlässe
waren frivole Schäferspiele und intime Konzerte, amouröse tête a têtes und
zärtliche Konversationen. Man frönte dem Müßiggang.
Sogar Ludwig XIV unterhielt sich und seinen Hofstaat gerne mit der Aufführung
kleiner Bauernschwänke. Oft schlüpfte er selbst in die Rolle des Bauern. Diese
Mode war sehr langlebig: Noch zwei Generationen später ließ sich Marie
Antoinette im Park ihres Lustschlosses "Petit Trianon" einen kleinen Weiler
bauen, das "Hameau de la Reine". Hier molk sie selbst Kühe und führte als
Schäferin verkleidet Lämmer an seidenen Bändern herum.
Die besten Zeugnisse der illustren Zusammenkünfte des Adels geben uns die
Werke von Jean‐Antoine Watteau. Er wurde 1717 als Maler der "fêtes
galantes" in die Pariser "Académie royale de peinture et de
sculpture " aufgenommen. Watteau ist ein Synonym für ein entstehendes und
in der Folge reiches Genre. Sein berühmtes Bild “Die Einschiffung nach
Cythera”, auf dem die Pilgerfahrt einer adligen Gesellschaft nach Cythera (die
ionische Insel Cerigo als Liebesinsel der griechischen Mythologie) dargestellt
wird, symbolisiert die Utopie einer vor sich selbst fliehenden Gesellschaft, die
davon träumt, sich in einem fernen Arkadien nur den Freuden der Liebe
hinzugeben.
Eigentlich haben wir in „French Baroque“ eine Mini‐Oper inszeniert: Es sind
Preludes, Suiten, Sonaten, Charakterstücke, Concerts zu hören, die ein Bild der
Kammermusik vermitteln. Am Ende steht, wie es sich in der Oper gehört, eine
Chaconne von Antoine Dornel. Man sagte im Barock, "Ciaconna coronat opus":
Chaconnen krönen das Werk. Jede gute Barockoper hört so auf.
z.B. Jean Hotteterres Suite “La Noce Champêtre ou l`Himen Pastoral” besteht
aus einer Folge von Episoden rund um ein rustikales Hochzeitsfest. Die Suite
wurde für Mme Victoire, die Tochter von Ludwig dem XV. komponiert, die sehr
gut Musette spielte. Das Werk beginnt mit dem Zusammenrufen der
Hochzeitsgäste (Prelude: l´apel por rassemble la troupe). Es folgt die
Hochzeitszeremonie (Sarabande l´Himen) und danach beginnt das Fest mit
Tänzen und Musik. Es folgt die ausdrucksvolle Schilderung der Hochzeitsnacht
(Le Coucher). Doch auch diese muss enden: denn am nächsten Morgen geht
der Wecker (Le Reveil Matin).
Hier stehen die Instrumente im Zentrum, die mit einer ländlichen Musik verbunden werden: Die
Besetzungsangaben der "Champêtre"‐Werke nennen Instrumente wie
Blockflöte, Musette (Dudelsack) oder Vielle à roue (Drehleier). Diese
Instrumente lassen sich auf den Gemälden der Zeit wiederfinden.
Das wohl charakteristischste "ländliche" Instrument, das auf der CD vertreten
ist, ist die Musette. Sie wird gespielt von dem Pariser Musette‐Virtuosen
François Lazarevitch, der diesem Instrument zu einer richtigen Renaissance
verholfen hat. Dieses Instrument und sein gleichnamiger Tanz dienten vor
allem zur Darstellung naiver ländlicher Lustbarkeiten. Die Musette gehörte zu
den Lieblingsinstrumenten Ludwigs XIV. In den Bildern Watteaus ist dieses
Motiv des französische Adels häufig zu finden: Man amüsiert sich auf
Landpartien beim Tanz zu einer solchen Musette. Die Musette wurde vor allem
durch die Instrumentenbauerfamilie Hotteterre entwickelt.
Auf der CD „French Baroque“ spielen wir Werke der bedeutendsten
Hofmusiker, die in Personalunion fantastische Interpretdn und Komponisten
zugleich waren. Das war damals normal, heute ist das erstaunlich!
Der berühmte Flötist Jacques‐Martin Hotteterre, der Gambist Marin Marais,
der Cembalist François Couperin etwa, sie alle spielten und komponierten für
den Roi du Soleil, oftmals gemeinsam. Später folgte ihnen beispielsweise
Nicolas Chédeville, ein berühmter Oboist, Musette‐Spieler und Vivaldiverehrer.
Oder Joseph Bodin de Boismotier, den man auch den französischen Telemann
nennen könnte: Wegen seines gefälligen Stils und wegen seiner
Geschäftstüchtigkeit.
Eingespielte Repertoires:
Allegro - Ensemble 17002Ii. Gavotte I & Ii (Tendrement) - Oberlinger,Dorothee/Ensemble 17003Iii. Allegro - Oberlinger,Dorothee/Ensemble 17004I. Prelude: Appel Pour Rassembler La Troupe - Ensemble 17005Ii. Sarabande L'himen - Oberlinger,Dorothee/Ensemble 17006Iii. Ouverture (Le Festin) - Oberlinger,Dorothee/Ensemble 17007Iv. Menuet 1 & 2, Contredanse, Cotillon - Oberlinger,Dorothee/Ensemble 17008V. Le Coucher. Le Reveil Matin - Oberlinger,Dorothee/Ensemble 17009Prelude In G Minor - Ensemble 170010I. Vivace - Ensemble 170011Ii. Largo - Oberlinger,Dorothee/Ensemble 170012Iii. Allegro - Oberlinger,Dorothee/Ensemble 170013Allegro From Concerto No. 1 "Le Printemps" - Ensemble 170014Largo From Concerto No. 2 "Les Plaisirs De L'ete" - Oberlinger,Dorothee/Ensemble 170015Allegro (La Caccia) From Concerto No. 2 "Les Plaisirs De L'ete" - Oberlinger,Dorothee/Ensemble 170016Prelude In G Major - Oberlinger,Dorothee/Ensemble 170017Le Rossignol En Amour - Ensemble 170018Couplets Des Folies - Extract - Oberlinger,Dorothee/Ensemble 170019I. Lentement - Ensemble 170020Ii. Fugue - Oberlinger,Dorothee/Ensemble 170021Iii. Courante - Oberlinger,Dorothee/Ensemble 170022Iv. Gracieusement - Oberlinger,Dorothee/Ensemble 170023V. Fugue - Oberlinger,Dorothee/Ensemble 170024Les Delices, Ou Le Fargis - Ensemble 170025Rondeau. Le Champetre. Les Ecos - Ensemble 170026Chaconne In D Major - Ensemble 1700